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90 Tage hintereinander jeden Tag laufen

Die etwas anderen „Guten Vorsätze“

Mein Name ist Fabian Schmidt, ich bin seit 16 Jahren in der Fitnessbranche tätig, betreibe mit meinem Partner 2 Fitnessclubs in Pirmasens bzw. Saarbrücken und habe in den letzten Jahren alljährlich zum Januar die gleichen Gespräche. Nachdem die Kunden über Weihnachten und Neujahr "mal wieder" einige Kilos zugenommen haben, soll nun zum neuen Jahr "alles anders" werden. Dummerweise enden die guten Vorsätze zumeist schneller als der Entschluss dazu gefasst wurde und spätestens an Fasching ist wieder alles beim Alten. Da das Ganze für mich schon immer ein Phänomen war, ich aber in irgendeiner Form mitreden können wollte, erlege auch ich mir seit ein paar Jahren immer wieder im Januar für ein paar Wochen einige Dinge auf.

Begonnen hat das Ganze mit "6 Wochen keinen Alkohol", über "8 Wochen keine Süßigkeiten" bis hin zu meinem Vorsatz für 2019: "90 Tage jeden Tag mindestens 30 Minuten joggen." Dazu sei gesagt, dass mein Training zuvor fast ausschließlich aus Kraft und Beweglichkeit bestand, obwohl mir das Laufen eigentlich schon immer Spaß bereitet hat und es mir auch nie wirklich schwer fiel.

Um mitreden zu können wollte ich mir, ähnlich wie meine Kunden, natürlich ein echte Herausforderung suchen, um zu sehen, ob es denn tatsächlich so schwer ist, seine Gewohnheiten auf solch drastische Art zu ändern. Da das Laufen alleine noch nicht hart genug war, verzichtete ich zusätzlich auf Süßigkeiten, ließ den Alkohol weg und, das war wohl die extremste Umstellung: Verzichtete komplett auf Kaffee! Ja, richtig gelesen: Kaffee! Und das als bekennender Kaffeetrinker mit durchschnittlich 6-7 Tassen pro Tag! Aber wie gesagt, ich musste ja bei den "Qualen" meiner Mitstreiter mitreden können.

Nun denn, gesagt getan. Pünktlich zum ersten Januar, nach einem alkoholreichen Abend und einer sehr kurzen Nacht ging es dann auch schon los mit dem Spaß. Zu meinem Erstaunen waren die ersten Tage wirklich sehr gut machbar und ich hatte wenig bis gar keine Probleme mit dem Laufen. Maßgeblichen Anteil dabei hatten meiner Meinung nach allerdings mehrere entscheidende Punkte:

  1. Ich hatte einen groben Plan, wann ich an jedem einzelnen Tag Zeit zu laufen habe.
  2. Ich wusste von Beginn an, dass ich mein Krafttraining reduzieren und mein Beweglichkeitstraining intensivieren muss.
  3. Ich hätte mir eher die Hand abgehackt als nicht zu laufen! :-D

Da ich durch meine frühere Tätigkeit als Trainer glücklicherweise weiß, wie man Leute dazu bringt Dinge auch tatsächlich durchzuziehen, war meine nächste Handlung mein Vorhaben öffentlich zu machen und mir ganz nebenbei auch noch einen "Schmerz" zuzufügen.

Zum einen beschloss ich mein Vorhaben unter dem Hashtag #runforwater bei Instagram und Facebook zu posten und meine Follower täglich über meine Fortschritte zu informieren, und zum anderen kündigte ich an pro von mir gelaufenen Kilometer einen Euro an Viva con Agua zu spenden. Laut meiner Hochrechnung wären das dann so ca. 500€ aus meiner eigenen Tasche - eine Menge Geld. Um den Druck auf mich noch weiter zu erhöhen rief ich dann auch noch befreundete Unternehmer, Kunden, sowie meine Follower auf, entweder pro von mir gelaufenen Kilometer Betrag X zu spenden oder eben selbst die Laufschuhe zu schnüren und entsprechend der selbst gelaufenen Kilometer zu spenden. Der ultimative Vorsatz war geboren. Da wieder raus zu kommen war nun selbst für den größten Schweinehund unmöglich. (Was ich damit sagen will: Egal ob laufen oder andere Sportarten: Setzen Sie sich konkrete Ziele und erzählen Sie möglichst vielen Leuten davon. Sie werden Ihnen helfen dran zu bleiben und ein Ziel in Form einer Anmeldung für bspw. einen Firmenlauf oder einen Halbmarathon wird mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit dazu führen, dass Sie Ihr Vorhaben auch tatsächlich durchziehen.)

Doch zurück zu meiner Challenge.

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Die ersten Tage und Wochen liefen erstaunlich gut, ich musste teilweise sogar darauf achten, dass ich pro Einheit nicht zu viel lief, um am nächsten Tag nicht zu müde zu sein oder meine Muskeln unnötig zu übersäuern. Nach ca. 2 Wochen begann mir das Laufen sogar richtig Spaß zu machen und ich freute mich auf die tägliche Einheit. Wenn ich einmal wenig Zeit hatte, lief ich in meiner Mittagspause auf dem Laufband und hörte dabei einen Podcast, wenn die Zeit und das Wetter es zuließen ging ich aber viel lieber nach draußen an die frische Luft. Entgegen der landläufigen Meinung, dass man durch´s Laufen so viele Kalorien verbrennt, dass man quasi essen könne was man wolle, habe ich in den ersten 3 Wochen kein Gramm verloren. Und das, obwohl ich ja auch den Süßkram komplett wegließ. Dafür gab es aus Bequemlichkeit und weil man sich ja auch mal "was gönnen muss" fast jeden Abend Döner, Pizza oder ähnliches, was auf der Waage sogar dazu führte, dass ich nach den ersten Wochen ein paar hundert Gramm mehr hatte.

Also passte ich auch diesen Teil meiner Ernährung zum Normalen hin an und siehe da, nach 45 von 90 Tagen hatte ich bereits knapp 3 kg verloren. Neben der Tatsache, dass ich abnahm, merkte ich allerdings auch diverse andere Dinge an meinem Körper: Ich schlief besser, hatte den Tag über mehr Energie (und das trotz Kaffeeentzug) und war wesentlich besser gelaunt. (Allerdings nur, wenn ich es hinbekam auch jede Nacht 8 Stunden zu schlafen)

Als negative Begleiterscheinungen bemerkte ich lediglich gelegentliche Nackenverspannungen, sowie eine ISG-Blockade, die die Physiotherapeutin meines Vertrauens allerdings in zwei Sitzungen in den Griff bekam.

Nach ca. 60 von 90 Tagen merkte ich dann aber zunehmend, dass die reduzierten Kalorien, in Kombination mit Gewichtsverlust und täglichem Laufen doch dazu führten, dass ich ziemlich müde und schlapp wurde. Meine Laune verschlechterte sich und an Tag 78 erwischte mich dann auch noch ein leichter Schnupfen. Daraufhin erhöhte ich meine Kalorienzufuhr und lief nur noch sehr langsam, um nicht Gefahr zu laufen, am Ende doch kurz vor knapp noch für den guten Zweck walken zu müssen. Gepusht durch meine Follower bei Instagram und Facebook ging aber auch dieser Rückschlag vorbei. Sowieso wurde mir meine Challenge immer mal wieder durch Bekannte, Geschäftspartner oder meine Freundin versüßt, die kurzerhand mit mir laufen gingen und mich so, zumindest bei einer Einheit ablenken konnten. An Tag 88 dann hatte ich, quasi auf der Zielgeraden, das Event auf das ich so lange hingearbeitet hatte. Morgens um 11 traf ich mich mit ca. 20 Leuten an meinem Fitnessstudio und wir liefen gemeinsam eine kleine Runde, wobei jeder der Teilnehmer einen Betrag seiner Wahl für die von ihm gelaufenen Kilometer spenden konnte.

Am Montag darauf war es dann endlich so weit und nach insgesamt 90 Tagen lief ich nun meine letzten Kilometer der #runforwater - Challenge - irgendwie ein komisches Gefühl, zu wissen, dass man ab sofort gar nicht mehr laufen muss. Wieder kam ich mir vor wie Forrest Gump, der plötzlich einfach aufhörte zu laufen. Doch so ganz ohne laufen werde ich es wohl eh nicht hinkriegen. 90 Tage einer Routine nachzugehen ist doch ein sehr mächtiges Mittel, um einen Ablauf in seinem Tag langfristig zu integrieren. Deshalb werde ich auch weiterhin regelmäßig laufen gehen und definitiv auch nächstes Jahr wieder eine #runforwater-Challenge machen - mit hoffentlich noch mehr Unterstützern und vielleicht der einen oder anderen Laufeinheit meinerseits weniger.

Zum Schluss sei noch gesagt, dass ich insgesamt 556km gelaufen bin, dafür spendentechnisch auf 600€ aufgerundet habe und ingesamt 1991€ für Menschen ohne sauberes Trinkwasser gesammelt wurden. Ich bin froh und schon auch ein bisschen stolz, meinen Teil dazu beigetragen zu haben.

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Danke an alle, die mir dabei geholfen haben und auf eine Wiederholung im Jahr 2020!
Keep on running!
Euer Fabian

Fabian lebt und arbeitet im Saarland. Er postet auf seinem Instagram-Kanal @success.follows.passion über die Themen Fitness, Motivation und einen gesunden Lifestyle. Er wird beim B2Run Dillingen/Saar 2019 auch vor Ort sein und mit einem eigenen Team an den Start gehen. Seien Sie mit dabei, auf Instagram verlost sie für ihr Team schon bald Startplätze.

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